Erster deutscher Parkfriedhof
Am 30. April 1869 eingeweiht, ist der Südfriedhof der älteste noch existierende Friedhof Kiels. Einzigartig ist er auch deshalb, weil er als erster reiner Parkfriedhof Deutschlands gilt. Unter hohen Bäumen schlängeln sich Wege in Bögen durch die rund 13 Hektar große Anlage.
Die Entstehung
Landschaftsgärtner Wilhelm Benque entwarf die Pläne für den Südfriedhof, der bei seiner Einweihung 1869 noch den Namen "Neuer Friedhof" trug. Denn die Stadtverwaltung musste damals dringend etwas unternehmen. Kiel wuchs und wuchs, als Werftstandort und Reichskriegshafen gingen die Einwohnerzahlen um die Jahrhundertwende durch die Decke. Der ehemalige St. Jürgen Friedhof in der Nähe des Hauptbahnhofes reichte da nicht mehr aus. Als man schließlich rund 30 Jahre später den Friedhof Eichhof anlegte, erhielt der bis dato "Neue Friedhof" die Bezeichnung Südfriedhof. Diesen Name übertrug er auf den ihn umgebenden Stadtteil.
Bilder
Kapellenberg
Gleich hinter dem Eingang erhebt sich der künstlich angelegte Kapellenberg. In einem doppelten Ring hat sich dort die bessere Kieler Gesellschaft der Kaiserzeit Denkmäler gesetzt: Prächtige Grabkapellen, Mausoleen und Grüfte zeugen von ihrem Wohlstand.
Beeindruckend ist beispielsweise die repräsentative Grablege der Familie Brandau mit ihrem von Granitsäulen flankierten Portal. Louis Brandau (1839-1889) war als Bauunternehmer zu Geld gekommen. Mehrere Festungsbauten in Preußen hat er realisiert. In Kiel zog sein Unternehmen die Marine-Akademie im Stadtteil Düsternbrook hoch, das Gebäude ist heute Sitz des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Louis selbst galt als Macher seiner Zeit und soll einen großen Freundeskreis gehabt haben.
Grab der Familie Lass
Ein muskulöser, in sich gekehrter Jüngling aus Marmor sitzt auf dem Familiengrab Lass. Diese Skulptur ist das einzige öffentliche Werk von Edvard Eriksen in Deutschland. Vom dänischen Bildhauer stammt außerdem die "Kleine Meerjungfrau" in Kopenhagen. Hinter dem Denkmal steht eine tragische Geschichte: Der Kieler Familie Lass gehörte eine renommierte Räucherei, außerdem war sie im Fischgroßhandel erfolgreich. Bei einem Motorradunfall kam 1925 der einzige männliche Erbe, Henning Lass, ums Leben - mit gerade einmal 21 Jahren.
Grab von Klaus Groth
Heimatdichter und Plattdeutsch-Papst: Klaus Groth hat sich Zeit seines Lebens um die niederdeutsche Sprache verdient gemacht. Er schrieb Gedichte op Platt (Sammlung "Quickborn. Volksleben in plattdeutschen Gedichten dithmarscher Mundart") und arbeitete zusammen mit einem Kollegen an einer plattdeutschen Grammatik. Seit 1853 lebte Groth in Kiel. Die Stadt ernannte ihn 1899 zum Ehrenbürger, nur wenige Wochen später verstarb er. Deshalb ziert das Stadtwappen den Stein, den man ihm setzen ließ.